Wenn du keine Lust mehr hast, dich ständig hinten anzustellen: So lernst du Grenzen zu setzen und auch zu kommunizieren
- Carina Kirch
- 6. März 2024
- 3 Min. Lesezeit
Als ich 5,5 Jahre alt war, zogen wir um und ich wurde dort eingeschult. Während alle anderen sich aus dem Kindergarten kannten, kannte ich niemanden. Ich war Einzelgängerin, verbrachte die Pausen erstmal alleine. Um mich zu integrieren, versuchte ich mich anzupassen. Eine Zeit lang ging ich am Wochenende aus, konsumierte zu viel Alkohol, lachte über Witze, tat Dinge, die ich eigentlich nicht unbedingt für gut empfand, weil ich dachte, wenn ich so bin wie andere mich haben wollen, dann bin ich beliebt und bekomme Anerkennung, gehöre dazu. Freundschaften hielten nicht lange, immer wieder war ich Einzelgängerin.
Vielleicht ergeht es dir ähnlich, egal was du tust, du hast immer wieder das Gefühl alleine zu sein, weil du gefällig bist. Alle anderen sind dreist, unfreundlich und gelangen viel schneller an ihre Ziele. Wie ist das möglich?
Bestimmt hast du schonmal diesen Satz gehört
Everybodys Darling is everybodys Ar***loch
Da ist definitiv was dran. Grenzen setzten bedeutet nicht, dass du total egoistisch wirst, sondern es bedeutet, dass du in erster Linie weißt, wer du überhaupt bist. Grenzen haben einen ganz coolen Vorteil, denn nicht nur du weißt in welchem Feld du dich bewegen kannst, sondern auch dein Gegenüber. Es kommt zu viel weniger Konflikten.
Beispiel:
Für dich ist es ein absolutes NoGo, dass jemand mit Schuhen in deiner Wohnung rumläuft. Aus Angst vor Ablehnung und Streit nimmst du es zähneknirschend hin. Dennoch arbeitet dieses Grenzüberschreitende Verhalten in dir und schädigt die Beziehung. Bei der nächsten Gelegenheit wird das Fass wegen einer anderen Banalität überlaufen. Kommunizierst du allerdings, dass du möchtest, dass derjenige die Schuhe auszieht, weiß er wo deine Grenze ist und kann sich daran entlanghangeln. Entscheidet derjenige sich diese zu übertreten, muss er mit den Konsequenzen leben.
Jeder, der diesen Struggle hat, fragt sich nun, wie mache ich das jetzt? Ich habe so ne‘ Angst davor. I feel You!
Ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen Grenzen zu setzten und zu kommunizieren ist ein super wichtiger Skill im Privatleben und der Arbeitswelt. Es lohnt sich also, durch diese Angst hindurchzugehen.
Hier habe ich dir mal meine besten Tipps aufgelistet, die ich damals genutzt habe, um heute bewusst meine Grenzen zu setzten und zu kommunizieren:
1. Lerne deine Bedürfnisse & Werte kennen
Der erste Schritt beginnt bei dir selbst. Denn wenn du nicht weißt, wer du bist, kann dir jeder ein Etikett ankleben, wie derjenige dich haben will. Deshalb ganz wichtig verbinde dich mit dir selbst und frage dich
- Was will ich? Warum will ich das?
- Wofür stehe ich? Was sind meine Werte?
Hierbei ist es hilfreich dir deine Hobbys anzuschauen oder auch Vorbilder. Zur Identifikation der eigenen Werte gibt es auch eine super Übung mit einer Werteliste
Wenn du deine Bedürfnisse & Werte kennst, hast du schonmal ein Fundament, anhand dessen du deine Grenzen aufbauen kannst.

2. Wen will ich anziehen?
Stell dir dich wie ein Magnet vor. Magnete haben 2 Seiten: eine, die abstößt und eine, die anzieht. Damit du zum Magneten wirst, darfst du dein authentisches Ich mit seinen Bedürfnissen und Werten leben, um andere Menschen anzuziehen. Genauso habe ich übrigens auch meinen Partner angezogen. Die Punkte, die ich bei einem Partner wollte, habe ich zunächst selbst verkörpert und dann kam er auch irgendwann.
3. Analysiere dein Umfeld
Nachdem du nun weißt, was deine Bedürfnisse, Werte und Anziehungsfaktoren sind, checke nun dein Umfeld, wer passt dazu und wer nicht. Es gibt allerdings Kontexte, die wir nicht so einfach verlassen können: Familie & Job. Besonders dort fällt es schwer, klare Grenzen zu setzten und NEIN zu sagen. Schauen wir uns beide Bereiche einmal getrennt an, da hier unterschiedliche Dynamiken wirken
Familie | Job |
Eltern sind für uns Autoritätspersonen, trotzdem müssen wir ihnen nicht hörig und unterwürfig begegnen. Deshalb darfst du auch hier ganz klar NEIN sagen. Wenn du z.B. Keine Lust auf die Familienfeier hast, weil es dich unglücklich macht, du dir Dinge anhören musst, die dich verletzten, dann geh nicht hin. Frage dich: Was habe ich davon, so zu handeln, dass andere zufrieden sind? In den meisten Fällen wird es dir nicht einmal gedankt? Es besteht ein Geben und Nehmen und wenn dieses Verhältnis unausgeglichen ist, dann hast du jedes Recht Grenzen zu setzen oder aber die Zeit bzw. deinen Input sehr zu begrenzen. Denke daran, du hast dieses eine Leben, nutze deine Zeit sinnvoll. | Deine Kollegen reißen immer dumme Sprüche über dich oder über andere, erledigen ihre Aufgaben nicht oder lassen ihre Sachen liegen? Auch hier darfst du NEIN sagen, indem du nicht mehr für sie mit ackerst, mitlachst, Sprüche über dich ergehen lässt oder ihnen hinterherräumst. Du bist in erster Linie auf der Arbeit, um dein Geld zu verdienen und deinen Job richtig gutzumachen. Wenn sich dort noch Freundschaften heraus ergeben ist das nice, jedoch ist das nicht das Ziel. Sobald du klare Grenzen kommunizierst, wirst du ernst genommen und mit Respekt behandelt |
4. Kommuniziere deine Bedürfnisse
Im letzten Schritt geht es dann um die Umsetzung. Bei der nächsten Gelegenheit kannst du deine gewonnenen Erkenntnisse direkt einmal umsetzen. Sei hierbei geduldig mit dir und gehe Stück für Stück vor.
- Deine Kollegen habe wieder einen dummen Spruch gerissen, den du gar nicht witzig findest? Normal, lachst du mit? Dieses Mal nicht.
- Deine Familie lädt zum Essen ein und deine unsympathische Tante ist auch dabei? Okay, dann beschränke deine Zeit, die du dort verbringst.
- Bei Projekten oder Aufgaben bist du immer diejenige, die 50 % erledigt? Dann übernimm dieses Mal nur eine Aufgabe und lass anderen auch etwas übrig 😊
- Deine Kollegen räumen ihre Kaffeetassen nicht in die Spülmaschine und normal machst du das dann für alle? Diese mal räumst du nur deine ein und lässt alle anderen stehen.
Nun bist du gerüstet, um endlich selbstbewusst zu dir und deiner Meinung und Bedürfnissen zu stehen.
Solltest du nun festgestellt haben, dass du an deinem Selbstwert arbeiten möchtest und dabei gerne Unterstützung möchtest, biete ich dir meine Unterstützung an. Damit wir uns besser kennenlernen können, buche dir einen hier einen Termin damit wir in den ersten 45 Minuten schauen können was deine Themen sind und wie ich dich dabei begleiten kann.
Deine Carina

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